Zum Abschluss der ersten Staffel der Interviewreihe „Visionen“ haben wir bei einem der Meister des nachhaltigen Bauens nachgefragt: Dietmar Eberle. Der Vorarlberger Architekt hat 40 Jahre Berufs- und noch mehr Lebenserfahrung. Er bringt eine Gelassenheit mit, die dem Gespräch über die Zukunft des Bauens guttut. Dadurch entsteht Raum, sich auf die Kernaufgaben der Architektur zu besinnen – diese sind, laut Eberle, nicht weniger als der Schlüssel für eine nachhaltige Architektur.
Die alten Gebäude aus dem Heimatort von Dietmar Eberle bringen etwas mit, das für den Architekten beispielhaft ist: Die anonymen Baumeister gingen mit dem, was vorhanden war, extrem sorgfältig und intelligent um und schafften so einen hohen Nutzwert. Diese Kunst des Bauens – und das Wissen darum – ist für den Gründer des Büros Baumschlager Eberle Architekten zentral, um zukunftsfähige Gebäude zu bauen.
Neben einem auf ein Minimum begrenzten Ressourcenverbrauch ist für Dietmar Eberle eine lange Nutzungsdauer ein weiterer Baustein für eine nachhaltige Architektur. Von ihm initiierte Forschungsprojekte an der ETH Zürich kamen zu dem Ergebnis, dass Gebäude, die eine hohe architektonische Qualität haben, älter werden als solche, denen sie fehlt. Die Botschaft, die Dietmar Eberle daraus ableitet, ist ebenso einfach wie unmissverständlich: „Baut die beste Architektur, die ihr bauen könnt. Das ist der wichtigste Beitrag zur Nachhaltigkeit.“
Dietmar Eberle Mitbegründer vom internationalen Büro „Baumschlager Eberle Architekten“ in Lustenau und seit den 80er Jahren kontinuierlich mit Lehrtätigkeiten an Universitäten weltweit beauftragt. (Zürich, Wien, Linz, Madrid, New York, Darmstadt und Hong Kong).
Christine Müller ist Architekturpublizistin. 2002 begann sie ihre Tätigkeit im Österreichischen Wirtschaftsverlag als Fachredakteurin der Architekturfachzeitschrift Architektur & Bau Forum, dessen Chefredaktion sie 2012 übernahm und bis zur Einstellung Ende 2020 innehatte.